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SYMPOSIUM 2009 | KUNST.MACHT.MENSCH.MUT
 
Der Titel des heurigen Symposiums ist natürlich als Satz lesbar, als Leitsatz, der ein optimistisches Programm dem allgemeinen Krisengeschrei entgegensetzt. Es ist aber auch als Aneinanderreihung von Substantiven wahrnehmbar, als Aufeinanderfolge großer und bedeutungsschwerer Hauptwörter. Beide Lesarten haben ihre Wirklichkeit im Laufe des Symposiums erwiesen und Einfluss genommen auf die entstandenen Formen und Inhalte. Das Symposium 2009 geht sicher als das Feuchteste in die Geschichte dieser Veranstaltung ein. Bis auf wenige Stunden herrschten Dauerregen und Temperaturen um die 13 Grad. Diese zur Sommerzeit unerwartete Wettersituation stellte sowohl für die Bildhauerinnen und Bildhauer als auch für die Organisation eine gewisse Herausforderung dar: Die Kleidung der Künstler war durchnässt und sie selbst standen in Pfützen und hantierten mit nassem Werkzeug an nassen, glitschigen Hölzern. Für die Organisation galt es, neben der vielen üblichen Arbeiten zu Beginn eines jeden Symposiums, elf Überdachungen herzustellen, die Wind und Regen trotzen. Die Situation forderte energetischen Tribut und das ungünstige Klima wurde auch im Inneren des Symposiums spürbar.
 
Als einerseits Alle endlich ein Dach über dem Kopf hatten und andererseits bekannt wurde, welch verheerende Folgen das Wetter in Teilen Österreichs hatte, wir also erkannten, dass uns außer einem "Scheißwetter" nichts Böses zugestoßen war, verbesserte sich die Stimmung im Symposium dramatisch. Und diese gute Stimmung hielt an. Dafür sorgten wohl die feinen Charaktere aller Beteiligten, die sich abzeichnende hohe Qualität der Objekte, die Güte der abendlichen Veranstaltungen und der erstaunlich große Besucherzustrom. Trotz Sauwetters war das Symposium sehr gut besucht. Vor allem die beiden letzten Tage zogen hunderte Besucher an, die dem Regen trotzten und mit uns bis spät in die Nacht feierten. Ein derart begeistertes und treues Publikum zu haben, das sich zu einem Gutteil nicht aus dem Dorf rekrutiert, sondern aus aller Herren (Bundes-)L&sauml;nder anreist, erfüllt uns mit großer Freude und auch ein wenig Stolz.
 
Von vielen Seiten werden die Ergebnisse des Symposiums 2009 als besonders gelungen bezeichnet, sie hätten Esprit und Tiefgang und wären ideal im Gelände präsentiert: Riesige, grob gearbeitete Objekte, teils auf philosophisch strenge Prinzipien verweisend, teils in Dialog mit Schmerzensmanntraditionen stehen neben poetisch anmutenden blauen Blumen und farbigen, verästelten Phantasiegewächsen. Ästhetisch ausgefeilte und komplexe Formen klassischer Holzplastik treffen auf klassische Zimmermannstechnik im Dienste künstlerischen Ausdrucks. Schwere traf und trifft auf Leichtigkeit, Alt auf Neu, Tradition auf Moderne, Natur auf Kunst, Geist auf Materie, Ernst auf Witz und zehn Teilnehmer aus sechs Nationalitäten auf einander. Inhalte fanden Formen. So unterschiedlich, so vielschichtig, so voll wunderbarer Phantasie und Meisterschaft! Was bleibt sind die Kunstwerke. Was wir mitnehmen ist der Mut, auch in sogenannten schlechten Zeiten an eine große, zweijährige Zukunft des Symposiums zu glauben. Und daran zu arbeiten, dass 2011 das zehnte und letzte Bildhauersymposium in Maria Saal stattfindet und dadurch die verkehrsfreie Verbindung von Dom und Freilichtmuseum über das "Klosterkögerl" geschaffen wird. An Kunst, Mensch und Mut scheitert das Projekt sicher nicht. Und wenn die Macht nur ein wenig besser ist, als ihr Ruf, dann geht ein langersehnter Wunsch vieler Menschen aus Maria Saal in Erfüllung. Mit Hilfe der Bildhauerkunst.
 
Sehen Sie die Skulpturen hier.
 
Mag. Heinz Ch. Hammerschlag, Organisator,
Maria Saal, 2009

 


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